Programm für »(sich) verlieren«
»(sich) verlieren – Begräbnisse, Wettbewerbe, Meditationen«
3. bis 29. Februar 2020
Wo wir uns in der Komplexität unserer Welt verloren, weil wir nicht aufgepasst haben und wo ein – zeitweises – sich verlieren Erlebnisse tiefer Berührung und manch neue Erkenntnis ermöglicht: Dem gehen die Montforter Zwischentöne im Februar 2020 nach. Mit Begräbnissen, Wettbewerben, Meditationen und mehr.
Tickets im Kartenbüro im Montforthaus (T+43 5522 9009, karten@feldkirch.at), an allen Vorverkaufsstellen sowie an der Tages- und Abendkassa erhätlich.
Das Programm auf einen Blick
Gruß aus der Küche
Ein Achtel Konzert
Montag, 3. Februar, 18 Uhr
Montforthaus Feldkirch, Montfortplatz 1, 6800 Feldkirch
Dreißig Minuten Kostproben, Interviews und ein lebendiger Blick hinter die Kulissen des aktuellen Zwischentöne-Programms. Die Programmgestalter Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde präsentieren Mitwirkende, Kostproben und Hintergrundinfos. Ein kurzweiliges »Making-of« bei einem gemeinsamen Glas Wein.
Eintritt frei.
Hugo-Pitch – Das Finale
Die Präsentation der besten Konzertformate
Vor Publikum und Jury
Dienstag, 4. Februar 2020, 19:30 Uhr
Festsaal Vorarlberger Landeskonservatorium
Mini-Konzerte voll überraschender Einfälle! Ein Blick in das Konzert der Zukunft. Junge Musikerinnen und Musiker führender Musikhochschulen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz präsentieren ihre Ideen.
Eine Fachjury und das Publikum geben direkt ihr Feedback dazu. Am Ende des Abends erhält das beste Team den »Hugo«, den Preis des Internationalen Wettbewerbs für neue Konzertformate der Montforter Zwischentöne.
Eintritt frei.
Morgenkonzert
Musik und Lyrik zu Sonnenaufgang
Freitag, 14. Februar, 7 Uhr
Montforthaus Feldkirch, Montfortplatz 1, 6800 Feldkirch
Der Blick in den Sonnenaufgang über den Dächern der Stadt, die feine Gestimmtheit am frühen Morgen, danach das gemeinsame Frühstück bei Kaffee und Croissant…
Es musiziert Franziska Fleischanderl, eine Virtuosin auf dem Salterio, im Dialog mit dem Ensemblemitglied des Vorarlberger Landestheaters Tobias Krüger, der Texte über gewinnen, loslassen und (sich) verlieren liest. Textauswahl: Monika Bauer
Ticket: 18 Euro
Bach-Meditationen
Konzertinstallation mit Maya Homburger (Violine) und Barry Guy (Kontrabass)
Samstag, 22. Februar, zwischen 19 und 23 Uhr
Montforthaus Feldkirch, Großer Saal
Kommen und Gehen frei wählbar
»Mein Plan ist, Bachs-Violinsonaten in atmosphärisch speziellen, akustisch interessanten Orten zu spielen, wobei sich das Publikum frei fühlen kann, zu kommen, zu bleiben oder auch zu gehen«, schreibt Maya Homburger, eine der großen Barockgeigerinnen der Schweiz. Wir haben sie und ihren Partner, den britischen Kontrabassisten Barry Guy, eingeladen, sich dafür den ganzen Großen Saal des Montforthauses zu nehmen. Johann Sebastian Bach, György Kurtág und freie Improvisationen wie Sie sie noch nie gehört haben. Ein Erlebnis an Klang, Farbe und Transparenz.
Ticket: 18 Euro
Drei Abende – drei Begräbnisse
Mit Philosophie, Musik und Architektur
Die Beerdigung der Gewissheiten, der Muße und der Privatsphäre.
Drei Philosophen halten eine Trauerrede. Dazu gibt es herzzerreißende Musik von den Holzbläsern des Vienna Reed Quintets, es liest Augustin Jagg und die drei Vorarlberger Baukünstler Helmut Dietrich, Hugo Dworzak und Christina Schlüter haben uns dafür eine Bestattungskapelle ins Alte Hallenbad Feldkirch gebaut. Jeder Abend ist einzeln buchbar.
Das Begräbnis der Gewissheiten
Ein Nachruf der Philosophin Alice Lagaay. Musik Vienna Reed Quintet.
Mittwoch, 26. Februar 2020, 19 Uhr
Altes Hallenbad Feldkirch
Wir sind von einer verwirrenden Gleichzeitigkeit an Informationen umgeben. Die ehrwürdige Autorität des Lexikons wurde hinweggefegt von einer unüberschaubaren Menge sich ständig aktualisierender Wissensquellen. Die machtvollen historischen Leuchttürme der Weltanschauung, wie etwa Kirchen oder Großparteien, verlieren ihre Deutungshoheit. Zu zentralen gesellschaftspolitischen Herausforderungen gibt es Dutzende sich völlig widersprechende Meinungen angesehener Expertinnen und Experten. Welches Lebensgefühl entsteht aus dieser Relativität von Standpunkten? Aufbruchsgeist? Schrebergartentum? Ironie? Fundamentalismus? Trauerfeier oder Tanz auf dem Grab?
Ticket: 18 Euro
Das Begräbnis der Privatsphäre
Eine Rede auf die Verstorbene von Peter Schaar, ehem. Bundesdatenschutzbeauftragter von Deutschland. Musik Vienna Reed Quintet.
Donnerstag, 27. Februar 2020, 19 Uhr
Altes Hallenbad Feldkirch
Für immer vorbei die Zeiten, da – wenn wir das wollten – nichts und niemand wusste wo wir gerade sind? »Kein Problem, ich hab‘ ja nichts zu verbergen«, sagen viele »und gewinne noch tolle Serviceleistungen und ein Mehr an Sicherheit dazu«. Überwachungskameras im öffentlichen Raum, Sprachassistenten, Drohnen, der eigene Computer und unsere allgegenwärtigen Mobiltelefone hören, sehen, rechnen Tag und Nacht mit. Sie verknüpfen und verwerten Bewegungsmuster, Gesundheitsdaten, Kaufverhalten und vieles mehr. Ein Nachruf auf die entschwundene Freiheit, ganz für sich zu sein.
Ticket: 18 Euro
Das Begräbnis der Muße
Trauerrede des Philosophen Thomas Macho. Musik Vienna Reed Quintet.
Freitag, 28. Februar 2020, 19 Uhr
Altes Hallenbad Feldkirch
Einen Sklaven erkennt man unter anderem daran, dass er über keine Muße verfügt. Wir arbeiten, um Muße zu haben, schreibt Aristoteles. Schlagwörter, die den alten Begriff der Muße charakterisieren, sind frei verfügbare Zeit, Verzögerung und Langsamkeit. Ein antikes Ideal, das bereits in der Neuzeit skeptisch gesehen wurde: »Müßiggang ist aller Laster Anfang«. Heutige scheinbar verwandte Begriffe hören sich an wie die Zombies einer ursprünglichen lebenskünstlerischen Praxis: Wellness, Work-Life-Balance, Quality Time oder … chillen. Haben wir Muße nur mehr, um effizienter zu arbeiten?
Ticket: 18 Euro
Trauerrituale
Öffentliches Gespräch und Dialogführung mit Thomas Macho und KUB-Direktor Thomas D. Trummer
Samstag, 29. Februar 2020, 11 Uhr
Kunsthaus Bregenz
Öffentliches Gespräch und Dialogführung mit Thomas Macho und KUB-Direktor Thomas D. Trummer über die aktuelle Ausstellung der US-Künstlerin Bunny Rogers. Auch Bunny Rogers setzt sich in ihrer KUB-Ausstellung mit Wut, Verlust, Trauer und Tod auseinander. Thomas Macho und KUB Direktor Thomas D. Trummer sprechen über Rituale des Trauerns.
Der Eintritt zur Veranstaltung im KUB mit Thomas Macho am Samstag ist im Zwischentöne-Ticket zum »Begräbnis der Muße« inkludiert.
Die Montforter Zwischentöne freuen sich über diese Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz.
L’Orfeo – Aufbruch ins Unmögliche
Musik aus Monteverdis Oper und Reflexionen des Theologen Reimer Gronemeyer. Es musiziert das Ensemble Concerto Stella Matutina.
Samstag, 29. Februar, 20 Uhr
Montforthaus Feldkirch, Montfortplatz 1, 6800 Feldkirch
Dieses Stück war eines der größten musikalischen Experimente der Musikhistorie. Erstmals wurde eine Geschichte mit Musik erzählt, die Oper war geboren. Und was für eine Geschichte: Orpheus verliert am Tag seiner Hochzeit durch einen Schlangenbiss seine Braut Euridice. Er macht sich auf in die Unterwelt und versucht das Unmögliche, seine Geliebte zurückzuholen.
Die Kernfragen dieser wahrscheinlich berühmtesten Liebesgeschichte unserer Kultur sind: Wie umgehen mit der Katastrophe zwischen Verzweiflung und Auflehnung? Wie überschreitet man Grenzen, dringt zu dem für unmöglich Gehaltenen vor? Große Musik über Verlust, Mut und Scheitern. Mit Reflexionen des Theologen und Soziologen Reimer Gronemeyer an den Wendepunkten der Geschichte.
Tapas und Aperitif vor dem Konzert in der Montforthaus Gastronomie E3 genießen: 15 Euro pro Person. Dieses Angebot kann im Tourismus- und Kartenbüro im Montforthaus gebucht werden.
Ticket 1. Kategorie: 45 Euro
Ticket 2. Kategorie: 35 Euro